MARIMBA

Ich habe Marimba geschrieben

… als ich unter kubanisch-amerikanischen Koks-Dealern in Miami lebte. Einige Zeit zuvor hatte ich mich bei einem Spanien-Aufenthalt mit einem von ihnen angefreundet. Ich war dabei, wenn sie ihre Deals durchzogen, ich war auf ihren Partys, auf denen es nur so wimmelte von jungen Frauen, die für eine Nase Koks absolut alles machten. Ich selbst habe immer nur Pot geraucht. Ich wohnte damals in einer knallgelb gestrichenen Wohnung in einem heruntergekommenen Crack-Haus nur wenige Blocks von South Beach entfernt. In Marimba wurde sie übrigens als Burlanes Wohnung verewigt.
Eines Tages meinte mein kubanischer Freund dann: „Hey, Hoyt, ich versteh dich nicht. Du weißt besser Bescheid über das Koks-Geschäft hier in Miami als jeder andere Schreiber, den ich kenne. Ich hab ihre Bücher gelesen, Mann. Die wissen einen Scheißdreck, die haben null Ahnung. Warum hast du uns nie irgendwas gefragt?“

„Frank“, antwortete ich ihm (sein richtiger Name war Francisco), „du hast’s mir nie angeboten.“

Darauf er: „Ach, Scheiße. Du bist einer von uns. Hau rein, du Arsch, mach!“

„Okay“, sagte ich. Und dann fing ich an, Marimba zu schreiben. Er und seine Kumpel brannten darauf zu erfahren, wie sich die Geschichte entwickelte. Am meisten liebten sie das mit dem Hund.

Eines Tages half ich ihm bei einer seiner Lieferungen. Jeder von uns hatte einen großen Plastikmüllbeutel voller Koks über der Schulter, und so schlenderten wir lässig in ein schickes Haus in Coral Gables, das ist ein vornehmer Vorort von Miami. Man muss sich das mal vorstellen: Was, wenn zufällig ein Cop aufgekreuzt wäre? Oh, Mann!

Jedenfalls, später saß ich vollkommen stoned mit am Tisch, als Frank und sein Käufer einen unglaublichen Berg Geldscheine zählten. Total abgefahren! Zugedröhnt wie ich war, hielt ich den beiden einen Vortrag über das kubanische Gericht Moros y Cristianos (das sind schwarze Bohnen mit Reis). Irgendwann hörte Frank auf mit Zählen. Er sah mich an und sagte: „Hoyt, macht’s dir was aus? Wir zählen hier!“ Ich hielt die Klappe.

Als sie dann irgendwann fertig waren, meinte der Käufer zu Frank: „Wer ist der Typ eigentlich?“

Darauf Frank ganz lässig: „Ein Schriftsteller. Schreibt gerade einen Roman über Marimba.“

Der andere Typ blinzelte. „Äääh, er macht was?„

Ich grinste ihn fett an und nahm einen weiteren kräftigen Zug von meinem Pfeifchen. Nette Erinnerung an die Zeit, als ich Marimba geschrieben habe …

Richard Hoyt
MARIMBA
[Marimba]
Aus dem Englischen von Jürgen Bürger
ca. 334 Seiten, eBook
ISBN: 978-3-945684-09-2